Monat: September 2018

7.9.2018 Leggitt nach Seattle

Freitag 7.9.2018

Um sechs klingelt der Wecker – es ist noch stockfinster, als bleiben wir noch ein halbes Stündchen liegen… und dann ist es hell, diese kurze Dämmerung ist einfach immer noch ungewohnt!

Wir sind wieder schnell und verlassen mit gepackten Zelten, Schlafsäcken und Isomatten um 7:20 Uhr den Zeltplatz – und stehen nach nicht mal fünf Minuten im Stau: ein Unfall auf der engen kurvigen Straße und keine Möglichkeit, diesen zu umfahren. Also holen wir im Straßencafé (Nahversorgungszentrum im Nirgendwo) einen Kaffee und essen unsere Frühstücksflocken (Golden Grahams) im Auto. Es dauert über eine Stunde, bis die Straße wieder freigegeben wird: ein Wohnwagen ist umgekippt, sieht übel aus, war wohl zu schnell.

Die Straße führt durch eine schöne Landschaft, durch Wälder, an Flüssen und großen Redwoods entlang, wir haben nochmal den Blick auf den Pazifik und kommen schließlich zum Redwood Nationalpark. Wir laufen eine Runde (1 Meile) unter riesigen Bäumen, es ist schon wieder sehr beeindruckend, obwohl wir alle der Meinung sind, dass man aus unserer Perspektive die gewaltigen Ausmaße der Sequoia Bäume besser fassen konnte als die enorme Höhe der Redwoods.

Es ist schon nach 12 bis wir endlich weiterfahren, jetzt müssen wir aber mal vorwärts kommen, bis Seattle sind es noch mehr als 400 Meilen!

Die Fahrt über California 101 und 199, und Interstate I-5 verläuft reibungslos, dass Sägeketten „Oregon“ heißen, wundert uns nicht, bei den riesigen Wäldern, durch die wir in Oregon fahren. Nach den Wäldern (auch hier muss es vor kurzem Waldbrände gegeben haben) durchfahren wir eine endlose weite Ebene, die Luft ist trüb – brennt es hier irgendwo? Nein: es ist nur der Staub, der beim Pflügen der riesigen staubtrockenen Felder entsteht. Eine Gelegenheit mal nachzuschauen, wo eigentlich die Waldbrände sind, die unsere Bahnfahrt verhindert haben: in Redding, Kalifornien, scheinen schon Mittwoch verheerende Brände ausgebrochen zu sein, die die Interstate 5 (auf der fahren wir grade, zum Glück weiter nördlich!) und die Gleise des Coast Starlight blockieren!

Den Feierabendverkehr in Portland, Oregon, warten wir bei leckeren Steaks und anderen gegrillten Köstlichkeiten bei „Applebee’s“ ab. Portland im letzten Abendlicht macht mit seinen Brücken einen interessanten Eindruck.

Es wird dunkel und fängt an zu regnen.

Um halb elf kommen wir in der Jugendherberge, die wieder super gelegen (International / Chinatown) und sehr ordentlich und ansprechend ist. Es ist ein bisschen schwierig, einen Parkplatz zu finden, das ganze Viertel ist ab morgen früh 4 Uhr für einen Markt gesperrt. Die bewachten Parkplätze wirken nicht sehr Vertrauen erweckend, mit Parkschein ab 8 Uhr morgens scheint uns sicherer und seriöser.

In der Jugendherberge fangen wir schon mal langsam an, unsere Rucksäcke flugtauglich zu packen, trinken unsere letzte Flasche Kalifornischen Rotwein und schlafen gegen eins gemütlich.

6.9.2018 San Francisco nach Leggitt

Der Wecker hat die Nacht beendet und alle haben sich mehr oder weniger begeistert heraus gekämpft. Die Handies haben wir auch aus dem Schlafmodus geweckt und als erste Nachricht des Tages erhalten wir eine Absage von Amtrak: „Due to service interruption“ ist unser heutiger Zug nach Seattle gestrichen worden!!!

Was für ein Schock! Nach der Schockstarre dann hektisches Nachdenken: wie kommen wir nach Seattle? Übermorgen wollen wir von dort nach Hause fliegen und es sind immerhin 800 Meilen!

Greyhound/Bus ist keine Alternative: die Fahrt dauert 21 Stunden und man muss mindestens viermal umsteigen, unter andere auch nachts. Wir rufen also erstmal die Amtrak Hotline an: Warteschleife! Janina und Pirmin wechseln sich beim Warten ab. Endlich ist jemand am Telefon: der Zug fährt nicht, weil auf der Strecke Waldbrände ausgebrochen wären, als Lösung bietet er uns die Erstattung des Fahrpreises oder Umbuchen auf einen anderen Zug (der Zug von San Francisco nach Seattle fährt einmal täglich, es gibt nur den einen) an. Also Fahrpreis erstatten lassen und Mietwagen suchen. Es dauert eine Weile, dann haben wir die Reservierung für ein Hertz Auto in Fisherman‘s Wharf am Nachmittag, also können wir unser geplantes Tagesprogramm wie gewohnt absolvieren.

Wir haben über die Jugendherberge 5 Fahrräder bei „Parkwide“ reserviert. Dieter regelt mit uns den Papierkram – elektronisch – erklärt uns die Route zur Golden Gate Bridge und übergibt uns unsere Räder. Leider hängen um die Brücke noch dicke Wolken.

Parkwide Fahrradverleih

Unser erster Stopp ist der Apple Store in der Chestnut Street – zu Pirmins großer Freude: Janina kann endlich den Akku von ihrem Handy tauschen lassen. Es geht zum Glück schnell; also weiter: auf dem beschilderten Radweg durchs Presidio (die Markierungen für die Kanonen sind in den Radweg eingelassen) und mit einem steilen Anstieg zum Anfang der Brücke. Was für ein schönes Bauwerk. Als wir grade drüber fahren wollen, fährt ein großes Containerschiff drunter durch: es sieht winzig klein aus. (Es fährt von USOAK (USA, Oakland) nach RUVYP (Russland, Vystochni-Port). Das wäre ja für unsere Heimreise auch noch eine Alternative, darauf sind wir gar nicht gekommen ?.

Der Radler- und Fußgängerandrang ist überschaubar, die Pfeiler stecken immer noch in den Wolken. Auf der anderen Seite am Aussichtspunkt genießen wir den Blick auf San Francisco, die Bay, Alcatraz, die Baybridge und – immer noch in Wolken – die Golden Gate Bridge.

Wir radeln auch noch – unter Protest – zum Aussichtspunkt am Berg: traumhaft!

Es ist noch nicht mal zwölf, also beschließen wir, unser Sightseeing-Fahrradtour noch ein bisschen auszudehnen: mitten durch die Stadt, immer bergauf und bergab besuchen wir in der 16th Avenue noch einen kleinen versteckten Park mit „Tiled Steps“: einer Treppe bei der alle Stufen von vorne mit einem bunten Fliesenmosaik beklebt sind. Solche Parks zwischen den Häusern werden jeweils von den Anwohnern gestaltet und gepflegt: die Stadt gibt wohl keinen Cent dazu.

16th Avenue Tiled Steps

Anschließend durch die Straßen Haight und Ashbury, wo die Hippies wohnen und ihre Läden haben. Ein letzter Anstieg, der es in sich hat und eine Abfahrt zwischen den Villen, die einer schwarzen Skipiste alle Ehre machen würde, noch um ein paar Ecken – zum Glück gibt‘s den Stadtplan zum Navigieren auf dem Handy – schon sind wir zurück. Um 15 Uhr geben wir die Räder ab, laufen zum Pier 39 für ein paar letzte Souvenirs und holen um kurz vor vier unser Auto ab. Ein komfortabler, großer Toyota Minivan. In die Jugendherberge, das Gepäck einladen, bei Safeway Abendessen einkaufen und ab über die Golden Gate Bridge in Richtung Norden. Und jetzt scheint die Sonne und alle Wolken sind weg.

Doch noch: Golden Gate Bridge im Sonnenschein

Leider kommen wir direkt in den Feierabendverkehr, das kostet uns viel Zeit. Dennoch beschließen wir – wenn wir jetzt schon mal unterwegs sind – die landschaftlich schönere Strecke über die US 101 an der Küste entlang zu nehmen und morgen noch für Redwoods zu besuchen.

Wir fahren bis Leggitt, dort liegt direkt an der Straße (kein Umweg, dafür leider laut) ein State Park Zeltplatz mit Selbstbedienung. Wir bauen in gewohnt eingespielter Weise nun doch noch mal die Zelte auf und bereiten das Abendessen zu. Auch auf diesem Platz ist es stockfinster, so dass wir nach dem Essen bald im Zelt verschwinden. Aus dem Schreck in der Morgenstunde haben wir doch noch das beste gemacht!

5.9.2018 in San Francisco

Mittwoch 5.9.2018

Ganz in Ruhe gehen wir es an! Frühstück im Hostel und danach treffen um 9 Uhr, um mit Henry die Tour über die Hills von San Francisco zu wandern. Diese Tour wird vom Hostel angeboten, wobei Henry ein ca. 60 jähriger Mann war, der als Volunteer seit 12 Jahren wöchentlich diese Tour anbietet.

Dies war ein Glücksfall für uns. Zusammen mit einer Engländerin, zwei Israelis und einer Amerikanerin sind wir 4 Stunden über Russian Hill, Telegraph Hill, Nob Hill und China Town marschiert.

Viele Einblicke und auch Informationen, die wir so sicherlich nicht aus einem Reiseführer erhalten hätten, haben uns San Francisco näher gebracht: wilde Papageien, steile und sehr steile Straßen, Häuser, die das Erdbeben von 1906 überlebt haben, den ältesten Saloon, die letzte Glückskeksmanufaktur San Franciscos, Läd n in denen lebende Hühner, Fische, Frösche und Schildkröten verkauft werden (Chinatown!).

Am Ende sind wir dann vom Cable Car Museum bis zur Market Street marschiert, um dann auch mit der Cable Car einmal quer zurück zum Pier 41 zu fahren.

An Pier 39 haben uns die Seelöwen dann viel Spaß bereitet.

Abendessen und Ausklang des Tages hatten wir dann im Hostel. Ein buntes Gemisch verschiedener Nationen. Nett!!!

4.9.2018 von LA nach San Francisco

Dienstag 4.9.2018

Heute klingelt unser Wecker wieder früher: 6:40 Uhr. Die Betten in unserem America Hotel sind so gemütlich, dass wir alle eine ganze Weile brauchen, bis wir aufstehen können.

Nana Mouskouris „Guten Morgen, Sonnenschein“ und Scott McKenzies „San Francisco (be sure to wear some flowers in your hair) machen uns dann aber doch Reiselust auf die Weiterfahrt nach San Francisco.

Wir packen also alle unsere Sachen, z.T. Frisch gewaschen wieder in die Rucksäcke, es klappt wie immer perfekt, wir sind ein eingespieltes Team. Zum Frühstück essen wir die restlichen Flocken (Cookies&Cream und Tresor) mit Milch aus dem Café gegenüber und das restliche Hühnchen von unserem Picknick in Der Hollywood Bowl vorgestern.

Um Viertel vor neun verlassen wir das Hotel, zum Bahnhof ist es eine Meile – wir laufen.

Wir waren ja im Japanischen Viertel / Little Tokyo, auf unserem Weg zum Bahnhof haben wir nur eine einzige Gelegenheit einzukaufen: im „Little Tokyo Market“: so machen wir diesen Abstecher nach Japan. Fast alle Produkte im Market waren aus Japan, Korea und sonst woher. Aber für Annika gab es auch Marmorkuchen, so waren die Minimuffins aus Spanien auf deutsch beschriftet.

Wir kommen sehr rechtzeitig zum Bahnhof, der erste Offizielle von Amtrak schickt uns zum Schalter 1, um unsere Platzkarten zu bekommen. Der Schalter ist nicht besetzt, aber ein netter Amtrak Mitarbeiter schickt uns direkt zu Track 10. Die Union Station in Los Angeles ist so, wie wir uns einen Bahnhof vorstellen: wuselig, mit vielen Menschen, Cafés, Läden und Zügen.

Am Gleis werden wir wieder von zwei Amtrak Schaffnern begrüßt, die uns unsere Platzkarten geben (13 und 17-20) und die vergebenen Plätze mit Bleistift in eine Liste eintragen. Auch beim sechsten Mal kommt uns dieses System umständlich und unlogisch vor. Wir warten auf dem Bahnsteig bis der Zug einfährt. Natürlich wollen wir möglichst alle links sitzen: der Zug fährt ein gutes Stück direkt an der Pazifikküste entlang. Trotz Nachfrage haben wir natürlich drei Plätze auf der falschen Seite bekommen. Also machen wir uns sofort auf, Plätze im Panoramawagen zu besetzen. Wir bekommen tatsächlich vier auf der richtigen Seite, aber noch bevor der Zug abfährt, kommt Annika verzweifelt an: die Schaffnerin hat sie offensichtlich ziemlich blöd angemeckert, weil alle Fahrkarten nochmal kontrolliert würden und jeder an seinem Platz bleiben müsste.

Langer Rede, kurzer Sinn : wir bleiben im Panoramawagen und sehen noch einmal Los Angeles vorbeiziehen. Erst nach ziemlich langer Zeit erreichen wir den Pazifik.

Die Aussicht ist gigantisch: die hohen Wellen, türkisfarbenes Wasser, Surfer, Strände, Ölbohrinseln weit draußen und plötzlich: Delphine! Dreimal! Bei Pismo Beach ist der Zug ins Landesinnere abgebogen und auf einer abenteuerlichen Bergstrecke mit einer 180 Grad Kehre und einigen Tunnels ins Gebirge gefahren.

Am Fuß des Gebirges dann Plantagen, soweit das Auge reicht: Salat, Erdbeeren, Himbeeren, Brokkoli, Kohl, Artischocken, Spargel. Später Wein und Orangenbäume. Auch an den Fabriken, in denen Obst und Gemüse verarbeitet, verpackt und verschickt werden, kommen wir vorbei – und an den Zelten und Hütten der Abgehängten der Gesellschaft, die zwischen den Fabrikzäunen und den Eisenbahngleise wohnen.

Die Sonne geht hinter den Bergen unter und färbt den Himmel orange-rot.

Da San Francisco mit der Insellage keinen eigenen Amtrak Bahnhof hat, mussten wir bis Oakland fahren und dort vom Zug in den Amtrak Bus umsteigen.

Unser Hostel liegt Fort Manson Fisherman’s Wharf.

3.9.2018 in LA

Montag 3.9.2018

In LA, viel genauer in Hollywood, San Pedro, Venice Beach und Downtown.

Heute hieß es fast ausschlafen. In unserem Hostel Hotel America LA hatten wir zwar keinen Frühstücksraum, aber unsere Vorräte vom gestrigen Picknick waren ausreichend. Ein Kaffee von der Straße und der Tag begann.

Da wir gestern so spät waren, mussten wir natürlich noch einmal nach Hollywood.: Walk of Fame.

Zum Labour Day war die Fahrt kein Problem. Die Stadt war leer. Ach so – hier hatten wir ein Rental Car am Bahnhof genommen um unabhängig zu sein.

Der Hollywood Boulevard war noch am aufwachen. Daher könnten wir ungestört die Sterne abgehen bis hin zum Dolby und Chinese Theater. Dabei haben wir festgestellt, dass auch wir bereits in verschiedenen Generationen leben.

Zurück am Auto sind wir von Hollywood nach San Pedro – ganz im Süden vom LA Stadtgebiet gefahren zur Sunken City. 1929 ist hier eine Straße und angrenzende Häuser vom Pazifik weggespült und im Pazifik versunken. Die Überreste kann man sich (nur teils legal) ansehen. Man sieht aber, dass wir nicht die einzigen Besucher waren die alte Straßen mit sichtbarer Kanalisation besucht haben.

Szenenwechsel: von San Pedro ging es nach Venice Beach. Der Name reicht bereits um nichts weiter sagen zu müssen.

iDer Feiertag hat aber dafür gesorgt, dass wir zunächst einen Parkplatz für den Jag finden mussten. Danach haben wir ein paar Stunden am Strand genossen. Schön!!!

Downtown LA haben wir dann zwischen Union Station, Walt Disney Concert Hall und Art District noch angeschaut. LA ist der Kürzeste Städtename, aber auch längste. Genial war das Abendessen im Great Market. An verschiedenen Ständen kauft man sich wonach einem gerade ist und isst dann gemeinsam an einem der vielen Tischen.http://longwayhome.eu/wp-content/uploads/2018/09/img_4795.mov

Der Weg zurück zu unserem Hotel Hostel war so gut gestärkt kein Problem.

Tiere

Gesehen:

Ratte (New York U-Bahn, Bahia Honda)

Pelikan (Key West, San Pedro)

Verschiedene Fische (Schnorcheln in der Bucht Bahia Honda)

Krebse (Bahia Honda)

Meeresschildkröte / Loggerhead Turtle (Bahia Honda)

Manatee (Bahia Honda)

Leguan (3x Florida Keys, Straßenrand, lebend)

Alligator (Everglades & Louisiana)

Schildkröten (Everglades)

Osprey (Adler, Everglades)

Silberreiher (Everglades)

Rehe / Deer (Louisiana)

Eichhörnchen (Mandeville, Louisiana)

Kaninchen (Mandeville, Louisiana & Utah)

Waschbären (3 Stück, Pirmin & Annika, Mandeville, Louisiana)

Gecko (Mandeville)

Laubfrosch (Mandeville)

Riesenspinne (Mandeville)

MÜCKEN (Mandeville)

Bison (zahme Herde, South Dakota)

Gabelbock (South Dakota)

Präriehund (South Dakota)

Dickhornschaf (South Dakota)

Stinktier (2x Wyoming am Straßenrand, tot, Carolyn, Janina & Pirmin)

Streifenhörnchen (Black Hill Natinal Forest)

Wilder Truthahn (Crazy Horse)

Bison wild (Yellowstone, Grand Canyon)

Wapiti (Yellowstone)

Loggerhead Shrike (Vogel, Ashley National Forest, Utah)

Geier (South Dakota, Utah)

Kojote (Nevada)

Kapitaler Hirsch (Yosemite)

Schwarz Bär (Sequoia-National-Park)

Roadrunner (Death Valley)

Hasen (Death Valley)

Delfine (aus dem Coast Starlight)

Papagei (San Francisco Telegraph Hill)

Kolibri (San Francisco Telegraph Hill)

Pferde, Kühe, Esel, Ziegen, Schafe…

2.9.2018 Flagstaff nach Los Angeles

Sonntag 2.9.2018

Warten am Bahnhof in Flagataff. Anstatt, dass der Zug 20.32 Uhr ankommt und 20.38 Uhr wieder abfährt, ist dieser als ETA 12.10am angekündigt.

Stupides Warten im eigentlich ganz netten Bahnhof von Flagstaff. Der Wartesaal ist gut gefüllt von mehreren weiteren Mitreisenden.

Immerhin gibt es so Zeit diesen Blog, der aufgrund des fehlenden Internet in den National Parks gelitten hat, wieder zu aktualisieren.

Mit 4 Stunden Verspätung ging es dann doch los. Kurz vor Abfahrt ist dann im Wartesaal noch ein Mann kollabiert, der von Feuerwehr und Krankenwagen abgeholt wurde.

Unsere Fahrt im Southwest Chief war wie gehabt. Schlafen, Kaffee und Aussicht im Panoramawagen genießen.

Griffith Observatory mit Sicht aufs Hollywood Sign

Warner Bros.

Hollywood Bowl mit den LA Philharmonic Orchestra, John William, Newman und Stephen Spielberg.

1.9.2018 Grand Canyon/ North Rim nach Flagstaff

Samstag 1.9.2018

Unser Wecker klingelt um sechs, nach Mountain Time . Ich bekomme mit, dass unsere Nachbarn mit dem Auto wegfahren, da kommt mir die Idee, zum Sonnenaufgang zum Angels Point zu gehen: dort wollen wir ja sowieso hin und der Canyon sieht bei Sonnenaufgang bestimmt besonders schön aus. Gesagt – getan, wir fahren die Meile zum Visitorcenter und wandern auf dem geteerten steilen Weg zum Bright Angels Point. Wir sind natürlich nicht allein, aber genau pünktlich – es ist wunderschön!

Zurück am Zelt das Übliche: Zelte abbauen, frühstücken, Auto packen. Heute war unsere letzte Nacht im Zelt, heute Abend geht es mit dem Zug nach L.A. weiter, also müssen wir ordentlich packen. Bevor wir den Grand Canyon verlassen wollen wir noch ein Stück auf dem Kaibab Trail in den Canyon hinein wandern. Am Parkplatz fragen wir eine Einheimische, wie spät es denn nun tatsächlich ist: sie schenkt uns eine Stunde, denn in ganz Arizona herrscht Pacific Time. Das heißt, wir sind um fünf aufgestanden statt um sechs – und jetzt ist es erst Viertel vor neun! Nach 20 Minuten haben wir die erste Meile geschafft und sind am Coconino Overview, unsere nächstes Ziel ist der Rastplatz „Tunnel“ in weiteren 1 Meilen. Das wären dann knapp 500 Höhenmeter: von 2.508 auf 2.045 Meter. Unterwegs begegnet inscrit „Volunteer Ranger“, dessen Aufgabe es ist, die Wanderer anzusprechen, ihre Pläne und ihre Ausrüstung zu erfragen, und ggf. vom Weiterlaufen abzuhalten, um Rettungseinsätze von vornherein zu vermeiden. Er redet uns ins Gewissen, weil wir nur einen Wasservorrat für alle haben und kein salziges Essen um den Mineralverlust auszugleichen. Er rät uns dringend ab, weiter als bis zum Tunnel zu laufen, aber das haben wir ja gar nicht vor. Unterwegs treffen wir einige zutrauliche Hörnchen und eine Menge Wanderer, einige sind vor drei Tagen am South Rim gestartet und ziemlich erschöpft. Wir können uns alle vorstellen, das auch einmal zu machen. Nach einer Stunde Gehzeit sind wir am Tunnel, machen eine kurze Pause. Hier werden die Mulis, die mit Besuchern auch auf diesem Trail unterwegs sind wohl zum ersten Mal angebunden. Obwohl jeder uns warnt, dass die Strecke bergauf doppelt so lange dauert, wie bergab, weil es so steil ist, sind wir nach einer weiteren Stunde wieder am Parkplatz.

Am Campingplatz können wir noch alle einmal duschen, nicht schlecht, nach drei Tagen mit annähernd 40 Grad. Als wir grade fertig zur Abfährt sind, geht ein heftiges Gewitter nieder: zum Glück sind wir nicht mehr auf dem Trail im Canyon! Kurzer Abstecher in den Souvenirladen und dann los. Um 12:34 Uhr verlassen wir den Grand Canyon. Per App erfahren wir, dass unser Zug voraussichtlich mehr als zwei Stunden Verspätung hat. Die Strecke nach Flagstaff ist aber auch 330 km weit.

Nachdem wir das grüne Hochtal gleich hinter Jacob Lake verlassen, erreichen wir im Sonnenschein die Vermillion Cliffs, sie sehen aus wie ein überirdischer Grand Canyon und ziehen sich über viele Kilometer links von uns, während sich rechts eine flache Ebene, die von einem tiefen Einschnitt durchtrennt wird, in dem der Colorado fließt. In der Ferne können wir das Gebirge sehen, durch das sich der Grand Canyon zieht: es sind Rauchwolken zu sehen.

Nach vielen Kilometern in nordöstlicher Richtung queren wir den Colorado auf der Navajo Bridge, nun geht es Richtung Süden. Das Land ist Indianerreservat, kleine Dörfer, einzelne Hütten, leerstehende Verkaufsstände für handgemachten Indianerschmuck, überall eingezäunte Pferde auf der kargen, roten Fläche. Die Gegend sieht ärmlich aus. Auch hier geht wieder ein heftiges Gewitter nieder, unser Auto wird vom Death-Valley-Staub befreit und wir sehen, wie in den überall vorhandenen, sonst ausgetrockneten, tief in den Wüstenboden geschnittenen Flussläufen richtig viel Wasser fließt.

Wir verlassen das Indianerreservat kurz vor den San Francisco Peaks, hohe Berge vulkanischen Ursprungs, die man schon vom Angels View aus hätte sehen können (über 3.000 Meter). Sofort wird die Landschaft freundlicher und grüner – gemein!

Wir fahren endlos auf der alten Route 66, vorbei an Motels, Tankstellen, Restaurants, immer entlang der Schienen, bis wir die „Altstadt“ von Flagstaff erreichen in der auch der Bahnhof liegt (kein Wegweiser). Auf der handgeschriebenen Tafel steht, dass unser Zug (#3) um 11:30 PM erwartet wird, drei Stunden Verspätung und es ist erst kurz vor fünf!

Wir zählen Loks (4) und Wagen (85) eines vorbeifahrenden Güterzuges.

Wir nehmen uns Beschreibungen für mehrere Stadtrundgänge mit, aber die Sehenswürdigkeiten bestehen aus Hotels, Autowerkstätte und Restaurants, die es nicht mehr gibt, aus der guten alten Zeit der historischen Route 66, die 1980 aus dem Verkehrswegeplan gestrichen wurde. Wir laufen ein bisschen ziellos durch die Stadt, es ist voll, viele Leute sind unterwegs, auf dem Marktplatz findet ein Konzert statt. Es gibt witzige Läden, in denen wir Zeit totschlagen. Interessanterweise sind die meisten Läden keine Souvenirläden, sondern bieten Bergsportausrüstung an, um Flagstaff scheint man gut Skifahren, Wandern, Klettern, Angeln und Wildwasserfahren zu können, man kann sogar Zelte und Rucksäcke ausleihen!

Wir fahren noch mal ein Stück zurück und gehen in „The Crown Railroad Café“ Abendessen. Ein sehr klassisches US Restaurant mit Eisenbahndekoration. Vom Fenster können wir die Güterzüge beobachten.

Gegen acht sind wir zurück am Bahnhof, wir packen unsere Rucksäcke, räumen das Auto auf und bringen das Gepäck in den Bahnhof, wo schon ziemlich viele Fahrgäste warten. Olaf und Annika bringen das Auto weg, die Mietwagenstation ist am Flughafen. Nach 30 Minuten sind sie zurück, alles geklappt. Wir sind seit Reno in einer Woche 1572 Meilen = 2515 km gefahren!

Inzwischen hat er Schalterbeamte seine Tafel auf „Estimated Arrival Time 11:50 PM“ geändert, noch drei Stunden. Er ändert die EAT nochmal auf 12:10 AM – und das stimmt dann zum Glück auch, die Wartezeit ging aber erstaunlich schnell vorbei, unter anderem lief im Wartebereich ein Fernseher, dessen Bild nur alle 20 Minuten, bei jedem durchfahrenden Güterzug verwackelt.

Endlich im Zug, letzter Wagen , Plätze 9, 10, 11, 12 und 15. Ein Gute-Nacht-Bier und – Gute Nacht!